CBD bei Parkinson
Das Wichtigste in Kürze:
Parkinson ist eine neurodegenerative Krankheit, unter der weltweit Millionen von Menschen leiden
Die genauen Ursachen der Krankheit sind noch immer unbekannt, eine zuverlässige Therapie wurde noch nicht gefunden
Bei Betroffenen sterben vor allem Dopamin produzierende Zellen in der Substantia nigra ab
Parkinson geht mit einer Vielzahl an Symptomen einher, gegen die therapeutisch vorgegangen werden kann
Durch die Auswirkungen von CBD auf das Endocannabinoid-System können diverse Parkinson-Symptome gelindert und die Lebensqualität verbessert werden
Papst Johannes Paul II. litt darunter, ebenso Berühmtheiten wie Muhammad Ali, Wilhelm von Humboldt oder Theodor Roosevelt. Und auch bei jüngeren Menschen wie dem kanadischen Schauspieler Michael J. Fox („Zurück in die Zukunft“) wurde die Krankheit diagnostiziert. Die Rede ist von Morbus Parkinson, einer Erkrankung, unter der natürlich nicht nur bekannte Persönlichkeiten leiden. Allein in Deutschland wird die Zahl der an Parkinson erkrankten Menschen auf circa 300.000 geschätzt. Weltweit sind es Millionen von Menschen, die mit der Diagnose leben müssen. Denn heilbar ist Parkinson noch nicht. Therapiemöglichkeiten gibt es dennoch diverse – zur Linderung der Symptome. Eine Möglichkeit: Cannabidiol, kurz CBD. CBD ist ein sogenanntes Cannabinoid und in der weiblichen Hanfpflanze zu finden. Im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol (THC), dem bekanntesten Cannabinoid, wirkt CBD nicht psychoaktiv, macht also nicht „high“. Im Gegenteil wirkt es sogar als Antipol zu THC und rückt immer mehr in den Fokus der Medizinforschung, da es bei zahlreichen Krankheiten und Symptomen, beispielsweise oral als Öl eingenommen, helfen soll und nachweislich weder süchtig macht noch gesundheitlich bedenklich ist, wie die Weltgesundheitsorganisation erst kürzlich offiziell bestätigte.1
Was ist Parkinson? Welche Symptome treten auf?
Die Parkinson-Krankheit ist eine degenerative Krankheit, die durch den langsamen, aber stetig fortschreitenden Verlust von Nervenzellen gekennzeichnet ist und vor allem bei Männern ab dem 50. Lebensjahr auftritt. Erstmals konkret als Schüttellähmung beschrieben wurde die Krankheit 1817 von dem englischen Mediziner James Parkinson – daher der Name. Betroffen sind primär Nervenzellen in der Substantia nigra im Mittelhirn, die Dopamin produzieren. Dopamin, im Volksmund nicht ganz zutreffend auch als „Glückshormon“ bekannt, ist ein Neurotransmitter, also ein Botenstoff, der vor allem für die Antriebssteigerung und Motivation eines Menschen sorgt. Daher leiden Betroffene schon in frühen Stadien der Erkrankung oft an Stimmungsschwankungen, sind mitunter leicht reizbar und verfallen eher in Depressionen.
Ebenfalls unmittelbar durch das fehlende Dopamin betroffen ist die Funktionalität der Basalganglien. Das sind Kerngebiete des Endhirns, die maßgeblich für motorische, kognitive und limbische Funktionalitäten zuständig sind. Als Folge entsteht unter anderem das die Parkinson-Krankheit charakterisierende Zittern. Auch Dyskinesien, also Bewegungsstörungen, Verstopfung, ein insgesamt unrunder Bewegungsablauf, Muskelstarre, eine Störung des REM-Schlafes sowie Haltungsinstabilität zählen zu den zahlreichen Symptomen.
Ursachen und Therapiemöglichkeiten
Die Ursachen der Parkinson-Krankheit sind bis heute nicht genau geklärt. Bekannt ist aber mittlerweile, dass es verschiedene Parkinson-Arten gibt. Das idiopathische Parkinson-Syndrom ist die häufigste Form der Parkinson-Erkrankung. Idiopathische Krankheiten sind solche, die keine fassbare Ursache haben. Im Gegensatz dazu können Formen der Parkinson-Krankheit aber auch nach einer Enzephalitis, also einer Gehirnentzündung, als Folge von Diabetes oder einer Vergiftung durch Pestizide entstehen. Heilbar ist die Parkinson-Krankheit laut dem heutigen Stand der Forschung jedoch noch immer nicht. Die Symptome können aber gelindert und die Lebensqualität der Patienten damit verbessert werden.
Die häufigste Art der Therapie ist die Verabreichung eines weiten Spektrums an Medikamenten. L-Dopa beispielsweise ist eine Vorstufe von Dopamin und sorgt gemeinsam mit einem Decarboxylaseblocker für gezielte Dopamin-Ausschüttung im Gehirn. So können in vielen Fällen zumindest für einen Zeitraum von ein paar Jahren diverse Symptome erfolgreich bekämpft werden. Ähnliches bewirken die sogenannten Dopaminagonisten, die die Dopamin-Rezeptoren stimulieren und häufig in Kombination mit L-Dopa verabreicht werden. Und auch einige andere Arten von synthetisch hergestellten Medikamenten werden verabreicht und können helfen, führen oft aber zu ungewollten Nebenwirkungen.
Auch chirurgische Eingriffe sind ein Mittel, um die durch Parkinson hervorgerufenen Symptome zu lindern. Vor allem die Tiefe Hirnstimulation, umgangssprachlich auch als „Hirnschrittmacher“ bezeichnet, kann zu einer deutlichen Verzögerung der Krankheit führen. Bei diesem Eingriff wird ein programmierbarer Impulsgenerator eingesetzt, der durch elektrische Impulse in den jeweiligen Hirnregionen überaktive Fehlimpulse unterdrücken soll.
Wie kann CBD bei den Symptomen von Parkinson helfen?
Die Schulmedizin hat bis heute noch keine erfolgreiche Therapie für Parkinson gefunden. Der derzeitige Stand der Forschung sowie Erfahrungsberichte zahlreicher Parkinson-Patienten legen nahe, dass CBD diverse mit der Parkinson-Erkrankung einhergehende Symptome lindern kann.
2014 führte beispielsweise ein brasilianisches Forscherteam eine Studie2 mit 21 Parkinson-Patienten durch. Neuroprotektive Effekte, also ein Verhindern des Verlustes von Nervenzellen, konnten sie zwar nicht feststellen, dafür aber eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität bei den mit 300 mg CBD pro Tag behandelten Patienten im Vergleich zu der Placebo-Gruppe. Sie zogen das Fazit: „Unsere Entdeckungen weisen auf einen möglichen Effekt von CBD bezüglich einer Verbesserung der Lebensqualität von Parkinson-Patienten hin.“
Eingangs wurde bereits erklärt, dass CBD ein Cannabinoid ist. Genau genommen ist es ein Phytocannabinoid, also ein pflanzliches. Es gibt nämlich auch sogenannte endogene, körpereigene, Cannabinoide. Kurz: Endocannabinoide. Jeder Mensch verfügt über ein Endocannabinoid-System3, das Teil des Nervensystems ist. Dieses umfasst die Cannabinoid-Rezeptoren 1 und 2. Während der Cannabinoid-Rezeptor 1 primär in den Nervenzellen, vor allem im Gehirn, vorkommt, findet sich der Cannabinoid-Rezeptor 2 vorwiegend im Immunsystem wieder sowie bei Zellen, die am Auf- und Abbau von Knochen beteiligt sind. Das Phytocannabinoid CBD interagiert mit dem Endocannabinoid-System und hat so direkte Auswirkungen auf den Menschen.
2018 veröffentlichte ein – ebenfalls brasilianisches – Forscherteam einen Überblick4 über diverse bislang durchgeführte Studien mit der Forschungsfrage, ob CBD eine vielversprechende Strategie zur Behandlung und Prävention von bewegungsstörenden Krankheiten wie Parkinson sei. Das Ergebnis: Zwar verdiene das Thema noch deutlich mehr Studien, schon jetzt sei aber ersichtlich, dass CBD auf das menschliche Endocannabinoid-System und damit auf das neuronale System Auswirkungen habe und dadurch bei der Parkinson-Behandlung helfen könne. Die brasilianischen Forscher betonten dabei vor allem die Wechselwirkungen von CBD mit dem Proteinrezeptor GPR6, der vermutlich eine wichtige Rolle bei der Parkinson-Erkrankung spielt. So führe eine durch CBD hervorgerufene Erschöpfung von GPR6 zu einem Anstieg des Dopamin-Levels – eine Beobachtung, die auch Zhao-Hui Song und Alyssa S. Laun von der University of Louisville School of Medicine 2017 in einer Studie machten.5 Weitere Studien weisen darauf hin, dass Parkinson seinen Ursprung in der Darmflora haben könnte, die so reich an Nervenverknüpfungen ist, dass sie auch das „zweite Gehirn“ genannt wird. 2017 stellte ein niederländisch-/amerikanisches Forscherteam etwa in einer wissenschaftlichen Arbeit6 die These auf, dass die Krankheitsentstehung von Parkinson verursacht oder zumindest verschärft werden könnte durch fehlerhafte Funktionen in der Darmflora, die zu Entzündungen sowohl im Darm als auch im Gehirn führen könnten. In der Folge würde das also bedeuten, dass die Mikroorganismen im Darm sich entscheidend auf die Parkinson-Erkrankung auswirken könnten. Folgerichtig gibt es bereits Therapie-Ansätze, ergänzend zur herkömmlichen Behandlung, bei denen durch Ernährungsumstellungen Parkinson-Symptome zu lindern versucht werden. Hier kommt wiederum CBD ins Spiel, das durch seine Auswirkungen auf die Cannabinoidrezeptoren im Endocannbinoid-System auch Entzündungen im Darm vorbeugen und insgesamt für eine bessere Darmflora sorgen soll.
CBD bei Parkinson: Kein Wundermittel, aber einen Versuch wert
Parkinson ist nach dem derzeitigen Stand der Forschung unheilbar und die Ursachen sind noch immer unklar. Es gibt aber Mittel und Wege, die Symptome der Krankheit zu lindern, das Leben für Betroffene angenehmer zu machen – und unter Umständen auch, das Fortschreiten der Krankheit ein wenig zu verlangsamen. Eines dieser Mittel ist Cannabidiol. CBD hat häufig positive Auswirkungen auf den bei Patienten in der Regel erkrankten Darm, kann gegen die mit der Krankheit einhergehenden Psychosen und Halluzinationen helfen und vermindert zum Teil auch den charakterisierenden Tremor. Jeder Mensch reagiert indes unterschiedlich auf das vielversprechende Cannabinoid. Eine langsame Steigerung der Dosierung ist also zu empfehlen – und CBD sollte bei Parkinson nicht als monotherapeutische Maßnahme, sondern als Ergänzung zu weiteren Therapiemöglichkeiten verwendet werden.
- https://www.who.int/medicines/access/controlled-substances/CannabidiolCriticalReview.pdf
- Zuardi, A. W. et al. Cannabidiol for the Treatment of Psychosis in Parkinson’s Disease. Journal of Psychopharmacology, vol. 23, no. 8., pp. 979–983. 2009: https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0269881108096519
- Peres, F. F. et al. Cannabidiol as a Promising Strategy to Treat and Prevent Movement Disorders? Frontiers in pharmacology vol. 9 482. 11. 2018: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5958190/
- Peres, F. F. et al. Cannabidiol as a Promising Strategy to Treat and Prevent Movement Disorders? Frontiers in pharmacology vol. 9 482. 11. 2018: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5958190/
- Laun, A. S. & Song, Z. GPR3 and GPR6, novel molecular targets for cannabidiol. Biochemical and Biophysical Research Communications 490. 2017: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28571738
- Perez-Pardo, P. et al. The gut-brain axis in Parkinson’s disease: Possibilities for food-based therapies. European Journal of Pharmacology 817. 2017: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0014299917303734?via%3Dihub#!
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