CBD bei Schmerzen

Das Wichtigste in Kürze:

  • In der Schulmedizin werden zur Bekämpfung von Schmerzen vor allem nichtsteroidale Antirheumatika und Opioide verwendet

  • Beide Formen der Behandlung bergen diverse gesundheitliche Risiken

  • Die Phytocannabinoide THC und CBD wirken sich auf das Endocannabinoid-System aus und können so zu Schmerzlinderung führen

  • Als Isolat hat CBD deutlich weniger Wirkungen als im Verbund mit weiteren Stoffen der Cannabispflanze

  • In manchen Fällen kann die Kombination von Cannabinoiden und Opioiden sinnvoll sein

„Keine Macht den Drogen!“ Wer diesen Slogan hört, der denkt schnell an Cannabis. An Heroin, Kokain und Meth sowieso. Vielleicht auch an Alkohol, Tabak und Opioide. Aber an rezeptfreie Schmerzmittelaus aus der Apotheke? Wohl kaum. Wie Smarties werden Ibuprofen, Aspirin und Co. eingeworfen, der Beipackzettel mit den Nebenwirkungen wird selten beachtet.

Dabei bergen die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) große Risiken. Eine von der Schulmedizin fahrlässig vernachlässigte Alternative stellen derweil Cannabidiol (CBD) und Cannabis-Produkte im Allgemeinen dar. Im Folgenden sollen die üblichen Behandlungsformen von Schmerzen aufgezeigt werden, deren Risiken – und im Gegensatz dazu die Wirkungsweisen sowie die Nebenwirkungen von CBD und Co.

Übliche Behandlungsformen von Schmerzen

Kopfschmerzen? Aspirin! Oder doch Ibuprofen? Nicht wenige Menschen nehmen regelmäßig NSAR. In der Handtasche, im Rucksack, auf dem Nachttisch: Die kleinen Pillen sind als Helferlein gegen alle möglichen Arten von Schmerzen gerngesehen und gehören für viele Menschen zum Alltag. Aber wie wirken die nichtsteroidalen Antirheumatika überhaupt?

Die NSAR blockieren im menschlichen Körper die Enzyme Cyclooxygenase-1 und Cyclooxygenase-2 (COX-1 und COX-2), die für die Produktion der zu den Gewebshormonen gehörenden Prostaglandine zuständig sind. Durch COX-2 produzierte Prostaglandine führen zu Schmerzempfinden. Ibuprofen und Co. unterdrücken aber auch die Produktion von durch COX-1 produzierte Prostaglandinen. Das wiederum kann zu ungewollten Nebenwirkungen führt.

Vor allem gastrointestinale – den Verdauungstrakt betreffende – Nebenwirkungen treten auf: Magen-Darm-Blutungen, Sodbrennen, Blähungen oder auch Magengeschwüre. Bei längerer Behandlung kann es darüber hinaus zu Nierenschäden kommen. Auch das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle steigt durch die Einnahme von NSAR.

Reichen bei stärkeren Schmerzen die NSAR nicht mehr aus, dann werden für gewöhnlich Opioide verabreicht. Methadon, Codein, Morphin: Opioide wirken zwar zuverlässig gegen Schmerzen, haben aber auch ein hohes Suchtpotenzial. Auch das halbsynthetische Heroin gehört zu den Opioiden. Opioide wirken an den körpereigenen Opioidrezeptoren und unterdrücken die Weiterleitung und Verarbeitung von Schmerzreizen. Nebenwirkungen sind unter anderem Konzentrationsprobleme, Gefühlsschwankungen, Übelkeit, Erbrechen, Koliken und Juckreize.

Vor allem bei mangelhafter ärztlicher Betreuung können die psychoaktiven Opioide zu einer Medikamenten- beziehungsweise Drogensucht führen. In den USA grassiert daher seit einiger Zeit eine „Opioid-Epidemie“ – circa 50.000 Menschen starben dort laut der US-Gesundheitsbehörde CDC allein 2017 an Opioiden.1 Im Oktober desselben Jahres rief Präsident Trump daher den nationalen Gesundheitsnotstand aus. Gelöst werden konnte das Problem damit aber nicht.

CBD als alternative Schmerztherapie

Die beiden gängigsten Arten von Schmerzmitteln in der Schulmedizin – NSAR und Opioide – bergen also zahlreiche Risiken. Deshalb rücken alternative Schmerztherapien zusehends in den Fokus. Insbesondere im Zuge des weltweiten Trends hin zur Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken – und zum Teil auch als Genussmittel – merken immer mehr Menschen, dass die Hanfpflanze bei der Behandlung von Schmerzen äußerst vielversprechend ist. Eine Erkenntnis, die in manchen Kulturkreisen schon vor Tausenden von Jahren erlangt wurde. Im Zentrum der Forschung stehen daher seit einer Weile die in der Cannabispflanze vorkommenden Cannabinoide Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Während das psychoaktive THC für das „High“ beim Cannabiskonsum sorgt, wirkt CBD nicht berauschend und ist daher auch in Deutschland in Form von Nahrungsergänzungsmitteln frei verfügbar.

THC und CBD haben Auswirkungen auf die körpereigenen Endocannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2, die das Endocannanioid-System bilden. Während THC an diesen Rezeptoren – vor allem am CB1-Rezeptor – „andockt“, wirkt CBD primär allosterisch. Es moduliert die Rezeptoren also so, dass die Auswirkungen von anderen Cannabinoiden sich ändern. Das betrifft nicht nur THC, sondern auch die endogenen – körpereigenen – Cannabinoide 2-AG und Anandamid.

Das Endocannabinoid-System spielt eine gewichtige Rolle in der Schmerzregulierung, da die Cannabinoid-Rezeptoren, ähnlich wie Opioid-Rezeptoren, gehäuft in Gebieten vorkommen, die für die Schmerzregulierung zuständig sind. So wirkt sich ein Anstieg von Endocannabinoiden unmittelbar auf das Schmerzempfinden aus.2 Daher liegt der Gedanke nahe, dass auch Phytocannabinoide – pflanzliche Cannabinoide – wie THC und CBD unmittelbare Auswirkungen auf Schmerzen haben könnten.

Und tatsächlich: Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien zu den schmerzlindernden Effekten von Phytocannabinoiden. Ob die orale Einnahme von THC gegen Schmerzen im Kontext multipler Sklerose3, die sublinguale (unter der Zunge) Einnahme eines CBD/THC-Sprays4 gegen neuropathische Schmerzen unterschiedlichster Herkunft oder das Rauchen von Cannabis gegen Schmerzen in Folge einer HIV-Erkrankung5: CBD und THC lindern den Studien zufolge eine Vielzahl an Schmerzen oder beseitigen sie sogar gänzlich.

Während pures CBD-Isolat keine besonders große Auswirkung auf das Empfinden von Schmerzen hat, stellt es in Verbindung mit THC und den anderen Bestandteilen der Cannabispflanze ein vielversprechendes Schmerzmittel dar (siehe Entourage-Effekt). Vergleicht man die Wirkung von CBD und Co. derweil mit Opioiden, muss gesagt werden, dass die Cannabinoide nicht so stark und gleichmäßig wirken. So reagieren Menschen in unterschiedlicher Art und Weise auf die Zufuhr der Phytocannabinoide.

Auch wenn die Einnahme von Opioiden daher in manchen Fällen alternativlos erscheint, können medizinisches Cannabis und CBD-haltige Nahrungsergänzungsmittel als zusätzliches Therapiemittel sehr sinnvoll sein. So kann die Einnahme von Cannabinoiden dazu führen, dass eine geringere Menge an Opioiden für eine Behandlung der Schmerzen vonnöten ist – und so auch die Nebenwirkungen reduziert werden.6,7

CBD bei Schmerzen: Geeignet als Substitution oder Add-On

Das Phytocannabinoid CBD kann als Isolat nur begrenzt gegen Schmerzen helfen. In Kombination mit THC – beispielsweise mit dem in Deutschland in bestimmten Fällen zugelassenen Sativex – können so Schmerzen effektiv bekämpft werden. Auch ohne THC können CBD-reiche Produkte mit bestimmten anderen Aktivatoren der Cannabinoid-Rezeptoren hilfreich sein. Gerade bei chronischen Schmerzen sollte eine etwaige Behandlung mit NSAR – also Ibuprofen, Aspirin und Co. –infrage gestellt werden. Die Nebenwirkungen der NSAR sind bei dauerhafter Behandlung bedeutend gefährlicher als die von CBD-Produkten.

Als Ersatz von Opioiden bei sehr starken Schmerzen kommen auf Cannabis basierende Produkte unterdessen nur bei manchen Personen infrage. Eine Add-On-Therapie mit Phytocannabinoiden kann aber dazu führen, dass weniger Opioide benötigt werden und die Nebenwirkungen dadurch minimiert werden. Insgesamt bieten CBD, THC und die weiteren Bestandteile der Cannabispflanze also eine Chance, die insbesondere von chronischen Schmerzpatienten ernsthaft in Betracht gezogen werden sollte.

  1. https://www.cdc.gov/drugoverdose/epidemic/index.html
  2. Calignano, A. et al. Control of pain initiation by endogenous cannabinoids. Nature 394. 277-81. 1998: https://www.nature.com/articles/28393
  3. Svendsen, K. et al. Does the cannabinoid dronabinol reduce central pain in multiple sclerosis? Randomised double blind placebo controlled crossover trial. BMJ (Clinical research ed.) 329. 253. 2004: https://www.bmj.com/content/329/7460/253
  4. Wade, D. T. et al. A preliminary controlled study to determine whether whole-plant cannabis extracts can improve intractable neurogenic symptoms. Clinical Rehabilitation 17(1), 21–29. 2003: https://journals.sagepub.com/doi/10.1191/0269215503cr581oa
  5. D. I. Abrams et al. Cannabis in painful HIV-associated sensory neuropathy. https://n.neurology.org/content/68/7/515
  6. Narang, S. et al. Efficacy of Dronabinol as an Adjuvant Treatment for Chronic Pain Patients on Opioid Therapy. The Journal of Pain, Volume 9, Issue 3, 254 – 264. 2008: https://www.jpain.org/article/S1526-5900(07)00967-4/fulltext
  7. Abrams, D. I. et al. Cannabinoid–Opioid Interaction in Chronic Pain. Clinical Pharmacology & Therapeutics 90: 844-851. 2011https://ascpt.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1038/clpt.2011.188