Die Geschichte der Cannabispflanze

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ursprünglich stammt die Cannabispflanze aus Zentralasien

  • Von dort verbreitete sie sich nach und nach in der ganzen Welt

  • In Europa wurden zunächst die Hanffasern zur Herstellung von Seilen und Kleidern genutzt

  • Sir William Brooke O’Shaughnessy veröffentlichte um 1840 die ersten Publikationen im Westen zum medizinischen Nutzen von Hanf

  • Auf einen kurzzeitigen Cannabis-Boom folgte in den 1930er-Jahren die Verbannung aus den Arzneibüchern

  • In den 1960er-Jahren kehrte Cannabis als Genussdroge zurück auf die internationale Bildfläche

Seinen Ursprung hat die Cannabispflanze aller Voraussicht nach in Zentralasien. Archäologische Funde legen nahe, dass die Pflanze in China bereits vor 10.000 Jahren zu Essenszwecken und als Faser für Kleidung kultiviert wurde. Auch in ägyptischen Mumien wurden Rückstände gefunden, die darauf schließen lassen, dass die erste Hochkultur der Menschheitsgeschichte Cannabis zu Essens- und auch schon zu medizinischen Zwecken verwendete.1

Aber nicht nur Chinesen und Ägypter nutzten schon vor Jahrtausenden die Cannabispflanze. In beinahe jedem überlieferten Zeugnis über pflanzliche Heilmittel und Medizin wird Cannabis genannt – und auch zu religiösen Zwecken wurde das grüne Kraut gerne verwendet.

Die Wunderpflanze verbreitet sich weltweit

Nach und nach breitete sich Cannabis von Asien über Indien gen Westen aus, sodass beinahe jede Kultur über kurz oder lang mit der wundersamen Pflanze in Berührung kam. Waren die Europäer spätestens im Mittelalter also dauerhaft „high“? Nein. Genutzt wurde die Hanfpflanze in den westlicheren Gefilden vor allem wegen seiner widerstandsfähigen Fasern zur Herstellung von Kleidung und Seilen. Die damaligen Züchtungen waren außerdem wohl zum größten Teil aufgrund eines geringen THC-Gehalts kaum psychoaktiv.

Gestatten: Sir William Brooke O’Shaughnessy, Cannabis-Pionier

Während in weiten Teilen Asiens Cannabis schon seit unzähligen Jahren zu medizinischen Zwecken genutzt wurde, bedurfte es in Europa eines jungen irischen Arztes, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Hanf nicht nur zur Herstellung von Kleidung und Seilen dient, sondern auch bei diversen Gebrechen Abhilfe verschaffen kann. Sir William Brooke O’Shaughnessy diente in Indien der East India Trading Company und veröffentlichte in seiner Heimat gegen 1840 erste Publikationen zum medizinischen Nutzen von in Indien verbreiteten Cannabis-Sorten.

In den folgenden Jahrzehnten kam es sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten von Amerika zu einem kurzzeitigen „Cannabis-Boom“. Mindestens 28 auf Cannabis basierende Präparate wurden dazu verwendet, um etwa gegen Migräne, Schlaflosigkeit, Asthma, Menstruationskrämpfe und nicht zuletzt als Hilfe beim Opiumentzug zu helfen.2

Cannabis verschwindet aus den Arzneibüchern

Während Cannabis-Präparate vielen Patienten zwar Abhilfe verschafften, fehlte jegliche Qualitätskontrolle. Außerdem konnte es – im Gegensatz zu Opiaten – nicht als Injektion oder in Tablettenform verwendet werden, wodurch Cannabis in der Medizin eine immer kleinere Rolle spielte, was darin gipfelte, dass es in den USA 1937 aus dem offiziellen Arzneibuch gestrichen wurde. Kurze Zeit später verschwand es auch aus den meisten europäischen Arzneibüchern.3

Ein tief verankertes Stigma

Erst in den 1960er-Jahren erfuhr Cannabis bekanntermaßen ein Comeback – und zwar als illegale, bewusstseinserweiternde Droge. So wurde Marihuana bald weltweit im Bewusstsein der Menschen verankert als Mittel der „Hippies“, um dem Alltag zu entfliehen. Durch die langsame, aber stetige lokale Entkriminalisierung und Legalisierung von Cannabis ändert sich dieses Bild zwar weltweit allmählich, noch hängt der seit Jahrtausenden kultivierten Pflanze aber ohne Frage ein Stigma an. Menschen wie dem israelischen Forscher Raphael Mechoulam ist jedoch zu verdanken, dass Marihuana seit Anfang der 1990er-Jahre in der Wissenschaft ein immer größer werdendes Interesse hervorruft.

  1. Hertting, G. et al. First identification of drugs in Egyptian mummies.  Naturwissenschaften 80: 243. 1993: https://link.springer.com/article/10.1007%2FBF01135905
  2. Russo, E. et al. Cannabis and Cannabinoids: Pharmacology, Toxicology, and Therapeutic Potential. Haworth Press. 2002: https://www.researchgate.net/publication/237399814_Cannabis_and_Cannabinoids_Pharmacology_Toxicology_and_Therapeutic_Potential.
  3. Russo, E. et al. Cannabis and Cannabinoids: Pharmacology, Toxicology, and Therapeutic Potential. Haworth Press. 2002: https://www.researchgate.net/publication/237399814_Cannabis_and_Cannabinoids_Pharmacology_Toxicology_and_Therapeutic_Potential.