Die faszinierenden Wirkungsweisen von CBD

Das Wichtigste in Kürze:

  • Laut der Weltgesundheitsorganisation ist CBD keine Droge

  • CBD hat diverse Effekte auf unseren Körper

  • Die Wirkung des psychoaktiven THC wird durch CBD gehemmt

  • Im Endocannabinoid-System wirkt CBD vor allem als allosterischer Modulator

  • CBD unterstützt unter anderem die Ausschüttung von Serotonin

  • Studien zeigen, dass CBD bei vielen Krankheiten helfen kann

  • CBD-Vollspektrum-Produkte sind wirksamer als CBD-Isolate

  • Die Forschung findet stetig mehr über CBD heraus

Cannabidiol (CBD) ist ein Cannabiniod, Bestandteil der Cannabis-Pflanze und hat unmittelbare Auswirkungen auf unser körpereigenes Endocannabinoid-System. In den letzten Jahren hat CBD ein immer größer werdendes Interesse in der Forschung geweckt, das zu immer mehr Erkenntnissen über die Wirkungsweise des Cannabinoids führt. Eine elementare Erkenntnis dabei ist, dass CBD vielseitig ist und mehrere Effekte hat. Im Folgenden soll ein Überblick geschaffen werden über die verschiedenen Erkenntnisse und fundierten Theorien, die bis dato in Bezug auf CBD bestehen.

Ist CBD eine Droge?

Simple Frage, simple Antwort: Nein, CBD ist keine Droge. Im Gegensatz zum englischen „Drug“-Begriff, der auch Medikamente umfasst, ist eine Droge im Deutschen per definitionem eine rauscherzeugende Substanz. Daher wird der Begriff Rauschmittel auch synonym verwendet. Das Cannabinoid CBD löst jedoch – im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol (THC), einem anderen Cannabinoid aus der Cannabispflanze – keinen Rausch aus1 und ist deshalb auch keine Droge. Erstmals im November 20172 und noch einmal im Juni 20183 bestätigte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell, dass CBD weder ein Suchtpotential noch eine psychoaktive, also Rausch auslösende, Wirkung hat. Auch sonstige schwerwiegende Risiken vermochte die WHO nicht auszumachen.

CBD als allosterischer Modulator

Tetrahydrocannabinol (THC) ist das am besten erforschte Cannabinoid in der Hanfpflanze. Es sorgt für den psychoaktiven Effekt, das „High“, beim Konsum von Marihuana, weswegen Cannabispflanzen jahrzehntelang auf einen besonders hohen THC-Gehalt hin gezüchtet wurden. Der Grund dafür ist im Endocanabinoid-System zu finden. THC bindet an beide Cannabinoid-Rezeptoren und aktiviert sie. Die psychoaktive Wirkung kommt durch das „Andocken“ an den Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB1) zustande. Genau dort wirkt CBD wiederum als negativer allosterischer Modulator.4 Das bedeutet, dass CBD nicht direkt an den Rezeptor andockt, sondern die Akktivität von CB1-Rezeptoren gewissermaßen herunterfährt. Die Folge: THC wirkt in Verbindung mit CBD deutlich weniger auf den CB1-Rezeptor – und die psychoaktive Wirkung fällt weniger stark aus. Je mehr CBD also im Cannabis enthalten ist, umso weniger „high“ macht das THC.

Aber nicht nur die Wirkungsweise des CB1-Rezeptors und damit von THC wird durch CBD verändert. Beim CB2-Rezeptor wirkt CBD als positiver allosterischer Modulator, erhöht also die Affinität des Rezeptors zu körpereigenen Stoffen. Der CB2-Rezeptor ist primär im Immunsystem zu finden, das daher durch die Zufuhr von CBD positiv beeinflusst wird.  Australischen Forschern zufolge fungiert CBD außerdem auch beim GABA-A-Rezeptor als positiver allosterischer Modulator.5 Die Bindungsstärke des Rezeptors wird in diesem Fall mit dem wichtigen Botenstoff γ-Aminobuttersäure (englisch gamma-Aminobutyric acid, abgekürzt GABA) erhöht. Dieser wirkt sich als wichtiger Akteur im zentralen Nervensystems unmittelbar auf neurologische Störungen wie Angstzustände, Epilepsie oder Schlaflosigkeit aus.

CBD und Serotonin

Serotonin ist im Volksmund auch als „Glückshormon“ bekannt. Genau genommen ist Serotonin ein Neurotransmitter, also ein Botenstoff von Nervenzellen, der elektrische Signale an einer Synapse in chemische umwandelt und so unter anderem mannigfaltige Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem hat. Das führt auch dazu, dass ein niedriges Serotoninlevel sich direkt auf unsere Stimmungslage auswirkt. Die Folge: Angstgefühle, Aggressivität, Niedergeschlagenheit. Daher stammt auch die Bezeichnung als „Glückshormon“, wobei diese Umschreibung etwas kurz greift.

Die Wirkung von Serotonin auf die Stimmungslage ist jedoch unumstritten – und hier kommt CBD ins Spiel. Ein brasilianisches Forscherteam um Jose Alexandre Crippa veröffentlichte 2014 eine Metastudie6 zu den angstlösenden und antidepressiven Wirkungen von CBD, in der die Ergebnisse von 14 präklinischen, also an Ratten durchgeführten, Studien zusammengefasst wurden. Das vielversprechende Ergebnis: Die Verabreichung von CBD führte zu der Aktivierung von Serotonin-Rezeptoren und damit zu einem erhöhten Serotoninlevel. Die Forscher konstatierten: „CBD kann ein neues Medikament zur Behandlung von psychischen Krankheiten sein.“

Der GPR55-Rezeptor und seine Interaktionen mit CBD

Während CBD Serotonin-Rezeptoren aktiviert, wirkt es in Bezug auf den GPR55-Rezeptor als Antagonist, wie Ruth Ross von der Universtiy of Aberdeen bereits 2010 feststellte.7 Das bedeutet, dass CBD die Aktivität dieses Rezeptors hemmt. Aber was nützt das?

Der GPR55-Rezeptor ist ein sogenannter „orphan receptor“ (engl.: Waisenkind-Rezeptor), da er noch keiner Rezeptoren-Familie zugeordnet werden konnte. Die Wirkungsweisen dieses Rezeptors, der eventuell auch Teil des Endocannabinoid-Systems ist, konnten zwar noch nicht gänzlich erforscht werden. Dem wissenschaftlichen Paper von Ruth Ross zufolge kann aber mit Sicherheit gesagt werden, dass der GPR55-Rezeptor sich unmittelbar auf die Physiologie und Dichte unserer Knochen auswirkt. Eine übermäßige Aktivität des Rezeptors könne unterdessen zur wucherartigen Produktion von Krebszellen führen, stellte ein Team der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai fest.8 Das könnte wiederum bedeuten, dass CBD durch die Regulation der Signalübertragung des GPR55-Rezeptors sowohl bei Osteoporose als auch bei Krebs in den Knochenzellen eine gewichtige Rolle spielt.

CBD als Wiederaufnahmehemmer

CBD hat also die Fähigkeit, bestimmte Rezeptoren, die sich in den menschlichen Zellkernen befinden, zu beeinflussen, was wiederum diverse Auswirkungen auf uns hat. Aber wie gelingt es CBD überhaupt, in die Zellkerne vorzudringen? Dieser Frage ging ein Team der Stony Brook University in New York 2016 auf den Grund.9 Das Ergebnis: Fettsäurebindende Proteine (FABPs) ermöglichen CBD einen intrazellulären Transport.

So weit, so uninteressant. Die fettsäurebindenden Proteine, die CBD  transportieren, transportieren aber auch die Endocannabinoide Anandamid und 2-AG. Nach ihrem Transport in den Zellkern zerfallen diese Endocannabinoide als natürlicher Teil ihres molekularen Lebenskreislaufs. Werden die FABPs aber nun durch CBD „blockiert“, so können weniger Endocananbinoide transportiert werden, wodurch der Anandamid- und
2-AG-Spiegel in den Synapsen des Gehirns ansteigt, wie das Team der Stony Brook University ausführt. CBD wirke also als Wiederaufnahmehemmer dieser Endocannabinoide. Dieser Anstieg des Endocananbinoid-Levels könnte wiederum, folgt man den US-amerikanischen Forschern, einer der Gründe dafür sein, dass CBD etwa bei der Behandlung von Spasmen, Schmerz oder Übelkeit therapeutische Hilfe bietet.

CBD, das Multifunktionswerkzeug unter den Cannabinoiden

Die Wirkungsweisen von Cannabidiol werden von der Forschung seit einigen Jahren nach und nach ans Licht gebracht. Noch immer sind bei weitem nicht alle Applikationen von CBD erforscht. Klinische Studien belegen aber, dass CBD, alleine und wohl noch besser in Kombination mit weiteren Stoffen der Cannabispflanze als Vollspektrum-Produkt, bei zahlreichen Krankheiten und Beschwerden Abhilfe verschaffen kann.

  1. Russo, E. et al. Even High Doses of Oral Cannabidiol Do Not Cause THC-Like Effects in Humans: Comment on Merrick et al. Cannabis and Cannabinoid Research 2016;1(1):102–11, Cannabis and Cannabinoid Research 2:1, 1–4. 2017https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/can.2016.0036
  2. https://www.who.int/medicines/access/controlled-substances/5.2_CBD.pdf
  3. https://www.who.int/medicines/access/controlled-substances/CannabidiolCriticalReview.pdf
  4. Laprairie, R. et al. Cannabidiol is a negative allosteric modulator of the cannabinoid CB1 receptor. Br J Pharmacol 172: 4790–805. 2015: https://bpspubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/bph.13250/
  5. Bakas, T. et al. The Direct Actions of Cannabidiol and 2-Arachidonoyl Glycerol at GABAA Receptors. Pharmacological Research. 119:358-370. 2017: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28249817
  6. Schier, A. et al. Antidepressant-Like and Anxiolytic-Like Effects of Cannabidiol: A Chemical Compound of Cannabis sativa. CNS & neurological disorders drug targets 13. 953-60. 2014: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24923339
  7. Whyte, L. et al. The putative cannabinoid receptor GPR55 affects osteoclast function in vitro and bone mass in vivo. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 106 38. 2009https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2737440/
  8. Hu, G. et al. The putative cannabinoid receptor GPR55 promotes cancer cell proliferation. Oncogene 30 139-41. 2010: https://www.nature.com/articles/onc2010502
  9. Elmes M. W. et al. Fatty acid-binding proteins (FABPs) are intracellular carriers for Δ9-tetrahydrocannabinol (THC) and cannabidiol (CBD). J Biol Chem 290(14):8711–8721. 2015: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4423662/